Ich liebe Cannas, auch weil sie selten von Krankheiten befallen werden. Vielleicht knabbern mal ein paar Insekten oder Raupen daran, sie gehören aber nicht unbedingt zu ihrer Lieblingsnahrung. Manchmal faulen die Rhizome, dann liegt es an zuviel Nässe in einer Phase, wo noch wenig oder keine Blattmasse gebildet ist, die Wasser verbraucht.

Virusinfektionen sind die vorherrschenden Krankheiten der Canna Indica. Es gibt 5 Virusarten, die unten genauer beschrieben sind. Sie können einzeln oder auch kombiniert auftreten. Verbreitet werden sie durch den weltweiten Handel oder durch Kauf in Internetportalen. Viele Gartenliebhaber wissen es nicht einmal, dass ihre Cannas krank sind. Aber auch professionelle Händler und auch Züchter scheuen nicht davor, infizierte Rhizome zu veräußern. Ich schätze, dass über 95% der gehandelten Cannas krank sind. Leider gibt es keine rechtliche Handhabe dagegen, so werden sich die Viren immer weiter ausbreiten. Leider sind auch manche alte Sorten dem Virus zum Opfer gefallen, es gibt keine gesunden Rhizome mehr davon.

Es gibt zum Glück auch ein paar wenige gewissenhafte Gärtnereien und private Züchter, die sich um eine virusfreie Canna-Zucht bemühen.

 

Cannaviren

Cannas werden von zwei speziellen Canna-Viren befallen:

          -  CaYSV = Canna Yellow Streak Virus

          -  CYMV = Canna Yellow Mottle Badnavirus 

 

und auch von verschiedenen Viren an Gemüse:

          -  BYMV = Bean yellow Mosaic virus,

          -  TAV = Tomato aspermy virus

          -  CAV = Cucumber mosaic virus

 

  • CaYST = Canna Yellow Streak Virus

Das Canna Yellow Streak Virus [ein unbehülltes Potyvirus] verursacht linienförmige helle oder braune Verfärbungen der Blätter entlang der Blattnerven, die später in Nekrosen übergehen können, die Blätter sind beulig deformiert und die Ränder rollen sich ein und sterben ab, die Kronblätter sind weiß verfärbt und die Blütenstände verkrüppelt. Das Wachstum ist vermindert, und die Cannas können auch absterben, vor allem bei Infektion mit mehreren Vieren. Das Töten der Wirtspflanze ist aber nicht das eigentliche Ziel der Viren, denn sie wollen sich weiter vermehren. Das geht aber nur in lebendem Gewebe. Das Virus wurde 2007 zum ersten Mal in den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Groß Britannien und Israel gefunden.

Leider haben sich die Virusinfektionen weltweit ausgebreitet, auch die europäischen Bestände sind zum größten Teil betroffen. Meistens sind die befallenen Bestände auch mit mehreren Viren gleichzeitig infiziert.

  • CYMV = Canna Yellow Mottle Badnavirus 

Das Canna Yellow Mottle Badnavirus [Badna-, abgeleitet von bacilliform und DNA, ein unbehülltes Virus, d.h. ohne Lipoproteinhülle] verursacht zuerst kleine helle Flecken auf den Blättern (Mottle = Fleck), die sich verbinden und dann absterben, auch die Blattränder werden braun. An den Stängeln zeigen sich ebenfalls Aufhellungen. Auch die Blüten sind betroffen und zeigen eine oftmals auch reizvolle Panaschierung.

1979 wurde das Virus in Japan entdeckt, 1988 erstmals in Minnesota nachgewiesen, 2004 in Florida. Auch in Australien kommt es vor. 2005 fand man es in Italien und in den Niederlanden.

Das Canna Yellow Mottle Badnavirus stellt eine Besonderheit dar, denn das Virus wird von der Mutterpflanze auf den Samen übertragen, so dass die nächste Generation ebenfalls infiziert ist.

  • BYMV = Bean yellow Mosaic virus  

Das BYMV wurde 1925 erstmals an Bohnen nachgewiesen. Die Blätter sind gelb marmoriert und sterben ab. Das Virus kann viele Nutz- und Zierpflanzen befallen, wie z.B. Bohnen, Erbsen, Freesien, Gladiolen und auch Cannas. Deshalb sollten sie nicht direkt zusammen gepflanzt werden.

  • TAV und CMV = Tomato Aspermy Virus bzw. Cucumber Mosaic Virus

Das Tomato Aspermy Virus und das Cucumber Mosaic Virus wurden ursprünglich bei Tomaten, bzw. Gurken nachgewiesen und verursachen mosaikartige Aufhellungen und Nekrosen der Blattränder



Normalerweise töten die Viren Cannas nicht ab, denn sie sind bestrebt, sich weiter vermehren zu können, das funktioniert nicht mehr in totem Material. Viren haben keinen eigenen Stoffwechsel und benötigen lebendige Zellen zum überleben. Treten allerdings mehrere Viren zusammen auf ist es durchaus möglich, dass die Canna eingeht. Die Übertragung der Viren erfolgt über saugende Insekten und auch die direkte Übertragung durch infizierte Gartengeräte ist möglich. Es scheint, dass die Viren nicht in der Erde überdauern.

Eine Behandlung erkrankter Cannas ist nicht möglich, deshalb ist Vorbeugung die einzige Möglichkeit sich davor zu schützen:

          - sofortige Vernichtung erkrankter Pflanzen durch Verbrennen bzw. Entsorgung im Müll, niemals auf dem Kompost        

                 -  Beete, auf denen infizierte Cannas standen, mindestens 2 Jahre nicht mit Cannas bepflanzen             
                 -  Pflanzgefäße gründlich reinigen und desinfizieren

          - Pflanzenzukauf nur bei vertrauenswürdigen Züchtern         

          - Quarantäne zugekaufter Pflanzen, möglichst weit entfernt von eigenen Cannas und Beobachtung der Entwicklung, in der
                         Wachstumsphase mindestens 3 Monate

          - Hygiene bei der Gartenarbeit, d.h. Desinfektion der Gartengeräte von Pflanze zu Pflanze, vor allem beim Rückschnitt
                         im Herbst, z.B. mit Menno Florades, oder Abflammen mit Bunsenbrenner             

                 -  Auch kranke Cannas in der Nachbarschaft können zur Infektion führen
 

Wenn man kranke Pflanzen hat und einen virusfreien Bestand anstrebt, ist es erforderlich, sich von allen Cannas zu trennen und völlig neu mit gesunden Pflanzen anzufangen!


Die Diagnose der Virusinfektion kann bei Sorten mit buntem Laub sehr schwierig sein. Viele Sorten können mit dem Canna Yellow Mottle Badnavirus infiziert sein ohne Symptome zu zeigen, vor allem Cleopatra, Durban, Pink Sunburst, und Pretoria. Wie Untersuchungen ergaben ist die Blattfärbung selber nicht auf eine Virusinfektion zurückzuführen. Auch bei einfarbigen Sorten kann man manchmal die Diagnose erst stellen, wenn streifige Veränderungen an der Blüte sichtbar werden.


Canna Yellow Streak Virus:

Das Canna Yellow Streak Virus verursacht linienförmige, auch z.T. unterbrochene helle oder braune Verfärbungen der Blätter entlang der Blattnerven. Diese können später in Nekrosen übergehen, es bilden sich dann eingetrocknete braune Streifen. Diese Linien sind hier durch schwarze Markierungen deutlich gemacht.

Das Canna Yellow Streak Virus führt außerdem zur Verformung/Verkrüppelung der Blätter.

Hier sind verschiedene Blätter infizierter Cannas dargestellt, gestreift und verformt. Dazu im Vergleich ein gesundes Blatt und eine gesunde Pflanze

 


Canna Yellow Mottle Badnavirus
:

Eine Infektion mit dem Canna Yellow Mottle Badnavirus ist durch aufgehellte Punkte im Blatt zu erkennen, hier durch Pfeile markiert.

Diese Punkte werden später nekrotisch und sterben ab.

Oft kommt es zu Mischinfektionen mit dem Canna Yellow Streak Virus sowie dem Canna Yellow Mottle Badnavirus. Dann sind auf den Blättern, und z.T. auf den Blüten, Linien und Punkte zu erkennen. Zusätzlich kommt es zu Verformungen der Blätter.

 


Symptome an den Pflanzen:

An dieser Violetta erkennt man die ganze Palette der Virusinfektionen. Die Blüte selber sieht oberflächlich noch ganz gut aus, aber die Blätter sind bei näherem Hinsehen gestreift, gepunktet und auch ein wenig verkrüppelt.

Canna White Prosecco, ebenfalls mit Streifen, Punkten und Verformungen an den Blättern.

Canna Princess Di, ebenfalls erkrankt, besonders auffallend sind die Verformungen der Blätter.

Canna Louis Cottin mit unnatürlichen Streifen und deformierten Blättern.


Symptome an den Blättern:

Bei diesen Collagen sind gesund und kranke Blätter direkt zu vergleichen.

Canna Durban, die Blätter der infizierten Pflanze sind ein wenig verdreht und die schöne Blattzeichnung durch unruhige, bunte Strukturen ersetzt. An der Blüte hier ist wenig von der Infektion zu sehen.


Symptome an den Blüten:

Zuweilen ist an den Blüten infizierter Cannas keine Veränderung zu erkennen. Manchmal muss man aber auch erst einmal auf die Blüten warten bis die Infektion deutlich wird. Hier sind einige Beispiele veränderter Blüten zu sehen, um den Unterschied deutlich zu machen sind auch immer gesunde Blüten zum direkten Vergleich abgebildet.
 

Infizierte Angele Martin. Die durch Viren verursachten Streifen entlang der Blattadern werden hier durch schwarze Striche deutlich gemacht.

Gesunde Angele Martin gleichmäßige Ausfärbung der Blüten

Einheitliche Färbung der virusfreien Blüten

Hier sind wieder deutlich die Streifen zu sehen, wobei die obere Blüte zugegeben auch einen gewissen Charme hat

 

Be Mine, die gesunde Blüte zeigt eine schöne, gleichmäßige Zeichnung, im Zentrum dunkler werdend.

Die kranke Blüte ist unruhig, ungleichmäßig gestreift, ihr fehlt die elegante Ausstrahlung der gesunden Blüte.

Die Canna Lipstick besticht durch ihre klare Farbgebung mit den gelbweißen Blütenblättern und pinkfarbenem Zentrum.

Canna Lipstick, unruhige Farbgebung, unterbrochene Linien, infizierte Pflanze. Das wunderschöne, pinkfarbene Zentrum kommt hier gar nicht zur Geltung.

 

Canna Saladin die normalerweise völlig einfarbigen Blüten sind bei der infizierten Pflanze ungleichmäßig hell gestreift, wobei die Streifen immer wieder unterbrochen sind.

Diese Blüten sind wunderschön! Die Streifen verleihen ihnen einen gewissen Charme. Wenn man aber weiß, dass diese Panaschierung durch eine unheilbare, ansteckende Virusinfektion hervorgerufen wird, sieht das nicht mehr so schön aus. Es gibt sogar Züchter, die beschreiben diese Zeichnung als eigene Kreation.

 

 

 

 

© Copyright www.canna-indica.de                    Datenschutzerklärung